Nach dem Zwischenseminar beschlossen
wir unsere Tour zu beenden und fuhren drei Stunden mit dem Taxi nach
Potosi.
Dort gingen wir erst einmal ins
HI-Hotel..ja, Hotel! Nicht Hostel!
Es gab Handtücher, Pröbchen, eine
Bibel in der Schublade und Klopapier...im dafür vorgesehenen Halter!
So viel Luxus waren wir gar nicht mehr gewohnt! :D
Nach einem sehr leckeren Mittagessen
wurden wir dann abgeholt, um die Minen zu besichtigen.
Wir bekamen Gummihosen, Gummijacken,
Gummistiefel, Plastiktüten für unsere Füße, Helm und eine Lampe.
Dann gingen wir zur gegenüberliegenden tienda
und kauften Bier.
Normalerweise
kauft man für die mineros
Coca oder etwas zu Essen, doch wir waren am día del tio
in Potosi und da fand unser Tourguide Bier angemessener. Tio
bedeutet auf spanisch „Onkel“, ist aber auch der Minengott.
Wir
fuhren also zu den Minen und wurden sofort von betrunkenen
Minenarbeitern begrüßt und gefragt ob wir Bier für sie hätten.
Viele waren sehr irritiert, doch ich kenne diesen Grad der
Betrunkenheit schon von den Feiern auf der isla.
Als wir vor dem
Eingang standen habe ich mich doch etwas mulmig gefühlt und war auch
die ganze Zeit froh, dass jemand hinter mir gegangen ist. So hatte
ich zumindest die Illusion von Tageslicht in meinem Rücken.
Ich war froh, dass
an diesem Tag nicht gearbeitet wurde. Es war schon so sehr eng und
ich hätte nicht gewusst wohin, wären mir Wägen voll mit Gestein
entgegen gekommen und besonders froh war ich darüber, dass es
dementsprechend auch keine Sprengungen gab.
Die Tour war sehr
interessant, aber auch beängstigend.
Zu
hören, dass die Lebenserwartung der mineros
bei 35 Jahren liegt und jährlich etwa 10 Menschen in den Minen
sterben war erschreckend. Ebenfalls zu sehen wir klein teilweise die
Löcher im Berg waren und zu erfahren, dass in diesen natürlich nur
Jugendliche arbeiten könnten war unglaublich traurig. Besonders weil
die Arbeiter vor der Mine einen so ausgelassenen Eindruck gemacht
hatten und die Mine mit Konfetti und Luftschlangen geschmückt war,
machte das Ganze schwer vorstellbar.
Zurück gingen wir
durch einen Hinterausgang, da die Arbeiter alle schon sehr betrunken
waren und der Guide nicht wollte, dass wir belästigt wurden.
Am nächsten Tag
besichtigten wir ein Museum. Es war komplett in den Mauern der alten
Prägeanstalt aufgebaut. So wie früher die Räume genutzt wurden,
waren alle Informationen und Anschauungsmaterialien angeordnet.
Ebenso gab es eine kleine Kunstgalerie. Dort überraschte mich sehr,
dass es Abbildungen von Gott auf den Gemälden gab, doch unsere
Führerin erklärte, dass die Spanier so ihre Religion der indigenen
Bevölkerung erklären wollten.
Insgesamt fand ich
die Führung sehr interessant und ich hätte auch gerne Fotos
gemacht, doch das hätte 20 Bs mehr gekostet. Zum Ende hin
besichtigten wir noch eine Kapelle, in der religiöse Abbildungen
ausgestellt waren, die in der Fabrik erstellt worden waren.
Man ging herum, sah
sich alles an und plötzlich stand man vor dem Altar. Dort lagen
einige Glaskästen mit Kindermumien, die in den Katakomben der Kirche
gefunden worden waren. Das
Bild war wirklich
schrecklich und ist mir tagelang nicht aus dem Kopf gegangen.
Trotzdem kann ich
das Museum sehr empfehlen, da alles dort Original ist und die
Führungen auch auf Englisch angeboten werden. Dann muss man aber
selbst entscheiden, ob man besser Spanisch oder bolivianisches
Englisch versteht.
Nun sind wir für
eine Nacht in La Paz und fahren morgen wieder auf die Insel. Mit wir
meine ich Kira und mich.
Kira ist eine
Selbstzahlerin, die für einen Monat auf die Insel kommt und dort mit
in der Grundschule arbeitet.
Ich freue mich
sehr, dass sie da ist und bin mal gespannt wie es jetzt wird, wenn
ich mir mein Zimmer wieder teilen muss.
Hasta luego
Suzanna