Montag, 13. Juni 2016

Bolivien ABC

Aufgrund mangelnder Erlebnisse habe ich mich entschieden ein ABC für das Land Bolivien zu erstellen. Hier erkläre ich alle mehr oder weniger wichtigen Begriffe, die einem hier begegnen können. Viel Spaß beim lesen!

A wie...

..Acto Civil:
Je nach Dorf findet dieser nur Montags oder jeden Tag vor der ersten Unterrichtsstunde statt. Dabei wird die Nationalhymne gesungen , die bolivianische Flagge gehisst und über verschiedene Themen (wie z.B. Wasserverbrauch, gesundes Essen usw.) mit den Kindern gesprochen.

...Aymara:
Aymara ist eine indigene Sprache, die hauptsächlich in der Umgebung von La Paz gesprochen wird. Also auch auf der Isla del Sol und in großen Gebieten Perus ebenfalls.

B wie..

...Bolivianos:
So heißt die Währung hier in Bolivien. Momentan bekommt man für einen Euro etwa 7,5 Bolivianos, doch dieser Wert ändert sich stetig. Vor einem Jahr zum Beispiel, bekam man noch 9 Bolivianos für einen Euro.

...Bus:
Die kleinen Busse in den Städten heißen hier Micros. Sie haben Liniennamen und fahren auch je nach Nummer eine bestimmte Strecke. Haltestellen gibt es allerdings nicht. Man hält einfach den Arm raus, wenn der Bus vorbei fährt, hüpft rein (Achtung niedrige Decken!) und drückt dem Fahrer einen Boliviano in die Hand.

Die andere Art von Bus, ist die Flota. Das sind die Langstreckenbusse, die einen in ganz Bolivien von A nach B bringen. Die meisten fahren über Nacht und sind mit sogenannten semicama Sitzen ausgestattet. Diese kann man sehr weit nach hinten lehnen, manchmal soweit, dass man auf dem Schoß des Hintermannes liegt. Die bessere Variante ist fullcama. Dort kann man die Sitze noch weiter umklappen und hat auch einen breiteren Sitz.
Soweit zur Theorie. Häufig sind die Sitze kaputt und man kann sie nicht umstellen, sie bleiben nicht in der eingestellten Position oder der Sitzbereich ist locker und fliegt einem unter dem Hintern davon.

..Bloqueos:
Unser aller Lieblingswort! In Bolivien gibt es sehr viele Streiks. Zum Beispiel wegen Politik, wegen Geld oder Arbeitsbedingungen. Zu diesen Anlässen werden gerne die Straßen dicht gemacht. Meistens nur so, dass man mit dem Fahrzeug nicht mehr in die Stadt kommt. Manchmal wird aber sogar in der Stadt einfach alles blockiert.

C wie...

...cholitas:
Als cholitas bezeichnet man die Frauen die die traditionelle Kleidung tragen. Diese Kultur findet man besonders viel in und um La Paz.

...coca:
Die Coca-Blätter werden zusammen mit Bicarbonat (Pulver, das die Wirkung des Cocas verstärkt) in die Backe geschoben und haben eine ähnliche Wirkung wie Kaffee. Die meisten Arbeiter und Bauern laufen ständig mit Cocabacke herum. Im Übrigen haben die Coca-Blätter in der ursprünglichen Form nichts mit Kokain zu tun.

... chuflay:
So bezeichnet man das alkoholische Getränk, welches in Bolivien wohl mit am meisten konsumiert wird. Es ist eine Mischung aus Singani, Sprite, Eiswürfeln und Limone.

D wie...

.departementos:
Bolivien ist in neun von der Verfassung her autonome Departamentos gegliedert. Departamentos sind Gebietskörperschaften, die zum Teil während der spanischen Kolonialherrschaft gebildet wurden, deren Grenzen sich aber im Laufe der Zeit häufig verschoben haben. Diese heißen Beni, Chuquisaca, Cochabamba, La Paz, Oruro; Pando, Potosí, Santa Cruz und Tarija.

E wie...

Evo Morales:
Juan Evo Morales Ayma ist seit dem 22. Januar 2006 Präsident Boliviens. Er ist Führer der sozialistischen bolivianischen Partei Movimiento al Socialismo (MAS) und der Bewegung für die Rechte der Coca-Bauern.
Evo Morales gewann mit 54 Prozent der Stimmen die vorgezogenen Präsidentschaftswahlen am 18. Dezember 2005. Er wurde damit als erster indigenes Staatsoberhaupt von Bolivien und errang den deutlichsten Wahlsieg seit Ende der letzten Militärregierung 1982. Bei der Präsidentenwahl vom Dezember 2009 übertraf er mit einer Zustimmung von 64 Prozent der Bürger das Ergebnis von 2005. 2014 wurde Morales abermals mit großer Mehrheit von 61 Prozent wiedergewählt.

F wie …

...fiesta:
Die Bolivianer feiern gerne, mindestens einmal im Monat und im Dezember praktisch jeden Tag. Fiestas bestehen aus viel Alkohol, Tanzen und Gesprächen.

...Flexibilität:
Absolute Grundvoraussetzung! Es kommt nichts so, wie du denkst und es ändert sich sowieso grundsätzlich ständig alles. Also immer mit der Ruhe und bloß keinen Stress...

G wie...

...gringo/gringa:
Der Slangbegriff Gringo (feminin Gringa) bezeichnet englischsprachige Ausländer, besonders aus den USA, wird meistens jedoch für jede Art von Ausländer genutzt. Dabei wird es besonders häufig bei hellhäutigen Menschen gebraucht.

H wie …

...hora boliviana:
In Bolivien fängt alles grundsätzlich später an, als geplant. Zu Verabredungen ein bis zwei Stunden zu spät zu kommen, ist nicht ungewöhnlich. Nur die Schule fängt vergleichsweise pünktlich an und bei Flotafahrten sollte man sich nicht auf die Hora Boliviana verlassen.

I wie ...

...iglesia:
Iglesia gleich Kirche ist ein sehr wichtiger Begriff, da die Mehrheit der Bolivianer sehr gläubig ist. Laut dem Zensus 2001 bezeichnen sich 78% der Bevölkerung als Katholiken, 19% gaben an, einer protestantischen oder evangelikalen Richtung anzuhängen. In den urbanen Gebieten ist der katholische Anteil etwas höher als im ländlichen Raum. Nur 2,5% gaben an nicht gläubig zu sein.

J wie …
...jugo:
Das bedeutet Saft und ist für uns Freiwillige meistens der Grund den langen Weg zum Markt auf uns zu nehmen. Mit Milch, Wasser und wenn nicht explizit das Gegenteil geäußert wird, einer Menge Zucker zubereitet. Da es hier viel frisches Obst gibt, ist so ein Saft ziemlich billig und noch dazu verdammt lecker. Möchte man ihn mitnehmen, so wird er ganz einfach in eine Plastiktüte gefüllt und mit einem Strohhalm getrunken.

K wie …

...Karneval:
Ein jährliches Ereignis mit internationaler Beachtung ist der bolivianische Karneval, mit dem Karneval von Oruro als bedeutendster Veranstaltung. Grundsätzlich wird in jeder Stadt und in jedem Dorf gefeiert, doch die meisten begeben sich zum Karneval nach Oruro, um dort dem pompösen Festumzug beizuwohnen. Dementsprechend teuer ist Oruro während des Karnevals.

...Klima:
Das Klima in Bolivien ist, bedingt durch die enormen Höhenunterschiede, sehr vielfältig. Grob unterscheiden kann man
  • auf dem Altiplano
    • rund um den Titicacasee (etwa 150 km) und den Poopó-See (etwa 55km) ein gemäßigtes Höhenklima mit relativ geringen jahreszeitlichen Temperaturschwankungen und mittelgroßen Tag- und Nachttemperaturschwankungen sowie einer mittleren Luftfeuchtigkeit;
    • auf dem übrigen Altiplano ein im Gesamtdurchschnitt kühl-gemäßigtes Höhenklima mit mittleren jahreszeitlichen Temperaturschwankungen und starken Tag- und Nachttemperaturschwankungen sowie allgemein einer sehr geringen mittleren Luftfeuchtigkeit;
  • am Ostabfall der Anden
    • ein warm gemäßigtes bis subtropisches Klima mit einer geringen jahreszeitlichen Temperaturamplitude und einer mittleren Tag-Nacht-Temperaturamplitude bei einer größtenteils hohen Luftfeuchtigkeit;
  • im Tiefland
    • im Gran Chaco ein Savannenklima mit relativ großen jahreszeitlichen und großen Tag- und Nacht-Temperaturunterschieden sowie im Durchschnitt einer geringen Luftfeuchtigkeit;
    • im Regenwald ein größtenteils tropisches Klima.

    ...Küche:
    Das Essen von Strassenküchen und auf den Märkten ist viel besser als sein Ruf. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit für deinen Magen kann man sich ruhig daran wagen.
    Verhungern muss man hier nicht, oft eher im Gegenteil. Aber immer an den Leitsatz denken: Was dich nicht umbringt, macht dich nur stärker.

L wie...

...Läden:
Läden oder auch tienda. Diese findet man in jedem noch so kleinen Dorf. Die meisten haben nur Dinge wie Getränke, Süßigkeiten, Reis, Mehl, Nudel, etc.. In einigen anderen findet man manchmal aber auch Putzmittel, Kosmetik und vieles mehr.

M wie...

...Magen:
Eingewöhnung ist alles!

...Monteagudo:
Der absolut wichtigste Ort in Bolivien und meine Einsatzstelle. Monteagudo ist eine Kleinstadt im Departamento Chuquisaca. Die Einwohnerzahl der Stadt ist in den vergangenen beiden Jahrzehnten auf knapp das Doppelte angestiegen und liegt nun bei knappen 10.000 Einwohnern.

N wie..

...niños/as:
In Bolivien gibt es sehr viele Kinder. Das liegt daran, dass es hier keine richtige Rente gibt und die jungen Familienmitglieder sich um die alten kümmern. Deshalb haben die meisten Familien auf dem Land etwa 5-6 Kinder, während es in der Stadt nur 3-4 Kinder pro Familie sind. Auch weil die Kinder früher schon im jungen Alter an Unterernährung oder Krankheit starben, bekam man früher so viele. Heute bekommen die Familien Unterstützung vom Staat in Form von medizinischer Versorgung und Essenspaketen für Kinder bis zum ersten Lebensjahr.

O wie …

...Ortszeit:
Bolivien hat die Zeitzone UTC-4.
Das bedeutet, wenn es in Bolivien 10:00 Uhr ist, ist es in Deutschland 16:00 Uhr. Außer wenn in Deutschland die Zeit auf die Sommerzeit umgestellt wird. Zeitumstellung gibt es in Bolivien nämlich nicht, also beträgt der Zeitunterschied nur noch 5 statt 6 Stunden.

P wie …

..Post:
Die Post in Bolivien funktioniert sehr unregelmäßig. Manche Pakete kommen nach zwei Wochen an, andere nach acht. Zur Weihnachtszeit kommt gar nichts an und die Pakete werden wieder zurück geschickt. Briefe sind sehr riskant und kommen, wie auch Postkarten, noch unwahrscheinlicher an als Pakete.

Q wie …

..Quechua:
Neben Aymara eine der verbreitetsten indigenen Sprachen in Bolivien. Quechua wird in den departementos Chuquisaca, Tarija und Cochabamba vermehrt gesprochen.

R wie …

...Reisen:
In Bolivien legt man i.d.R. alle längeren Strecken in Fernreisebussen zurück. Die Fahrten gehen meistens über Nacht und Dauern etwa 10 bis 14 Stunden.

S wie …

...Sucre:

Sucre ist die konstitutionelle Hauptstadt von Bolivien und Sitz des obersten Gerichtshofs, es liegt im zentralen Südteil des Landes und ist Hauptstadt des Departamento Chuquisaca. Die Einwohnerzahl liegt laut einer Volkszählung 2012 bei 237480 Einwohnern.

T wie...

...Taxi:
In den größeren Städten bekommt man an jeder Ecke ein Taxi, der Preis eine Fahrt ist ortsabhängig. In Sucre zahlt man pro Person 3-5 Bs (ca. 50-70 Cent), wobei Fahrten mit mehreren Personen meistens billiger sind. In Monteagudo liegt der Festpreis pro Person bei 2 Bs und in La Paz zahlt man je nach Strecke und Verhandlungstechnik zwischen 10-20 bs (1,50-3 Euro).

...Titicacasee:
Der Titicacasee ist der größte See Südamerikas (8288 Quadratkilometer) und befindet sich im Altiplano in den Anden. Der westliche Teil mit 4.916 km² des Sees gehört zu Peru, der östliche Teil mit 3.372 km² zu Bolivien. Gemessen an seiner Fläche ist er der achtzehntgrößte natürliche See der Welt; seine Fläche ist etwa 15,5 mal so groß wie die des Bodensees(einschließlich Untersee) und fast so groß wie Korsika.
In Ermangelung eines Meeres trainiert die bolivianische Marine auf diesem See ihre Manöver.
Funfact: Die meisten Einwohner der Isla del Sol, welche auf dem Titicacasee liegt, können nicht schwimmen.

U wie …

...Uyuni:
Uyuni ist die Stadt die beim Salar de Uyuni liegt. Der Salar ist eine Salzwüste, entstanden aus einem vertrockneten See, welcher wiederum entstand, als sich die Anden anhaben. Dort kann man tolle Fotos machen, Flamingos, Lagunen und Geysire sehen. Meiner Meinung nach lohnt sich eine Reise besonders nach der Regenzeit, da der Boden des Salars wie ein Spiegel aussieht, wenn er nass ist.

V wie …

...vino:
Wein ist in verschiedenen Regionen Boliviens ein sehr beliebtes Getränk. Die bekannteste Mark ist Kohlberg. Dieser Wein ist vergleichsweise billig und wird ausschließlich in den Weinbergen Tarijas hergestellt. Deshalb lohnt es sich besonders bei einem Besuch in Tarija eine Weintour oder Weinverkostung zu buchen.

W wie...

...Wasser:
Wasser ist in Bolivien immer knapp, weshalb überall stark auf dem sparsamen Verbrauch geachtet wird. Das Wasser aus der Leitung sollten Touristen keinesfalls trinken, dieses verursacht nämlich häufig Probleme im Magen-/Darmbereich.

Z wie...

.Zucker:
Die Bolivianer essen alles sehr süß, vor allem Getränke, Nachtisch und Süßigkeiten. U.a. deshalb haben hier auch so viele Kinder Zahnprobleme.


Sonntag, 6. März 2016

Monteagudo

Wieso und Wie?

Wieso ich jetzt in Monteagudo bin:

Nach dem Zwischenseminar im Januar, begleitete mich Kira mit auf die Insel, um dort zu arbeiten. Sie blieb bis zum 24.2.2016 und als dieser Tag immer näher kam, beschloss ich endgültig die Insel zu verlassen und in eine neue Einsatzstelle zu wechseln. Ich hatte schon länger darüber nachgedacht, da ich mich auf der Insel nicht besonders wohl gefühlt habe und sehr einsam war. Auf der Insel ist es nämlich so, dass man eigentlich den ganzen Tag nur Männer sieht, da die Frauen eigentlich nur Zuhause sind, kochen und auf die Kinder aufpassen..manche Vorurteile stimmen eben. Außerdem sind meine einzigen Bezugspersonen, Rosa und Oscar aus Challapampa, von der Isla weggezogen, wie auch meine Gastmutter mit meiner Gastschwester. So war ich also alleine mit Nelson und Adrian. Mit letzterem gab es einige Probleme, da wir uns im Dezember zerstritten hatten.

So war die Entscheidung für mich nur logisch. Ich hatte bereits ein halbes Jahr durchgehalten, weshalb ich schon sehr stolz sein kann. Außerdem bin ich nicht hier um mich ein Jahr lang zu quälen. In anderen Dörfern wird meine Arbeit genauso benötigt wie auf der Insel und um ehrlich zu sein glaube ich, dass sie dort auch mehr geschätzt wird.

So bin ich also nach einigen Organisationsschwierigkeiten, am 24.2.2016 zusammen mit Kira nach La Paz und daraufhin nach Sucre. Dort blieb Kira bis zum 28.2, während ich mit anderen Freiwilligen einen kleinen Ausflug nach Tarabuco machte. Dort besuchten wir Tamara, Mareille und Frieder. Wir spielten Rage, Kniffel, buken Pizza und gingen am Sonntag auf den recht bekannten Markt. Ich hätte ehrlich gesagt erwartet, dass er etwas größer und bunter wäre, aber auch so war es ganz nett.
Nachdem wir uns einen Platz im Trufi erkämpft hatten, fuhren wir zurück nach Sucre, wo ich noch bis Dienstag den 1. März blieb.

Wie ich nach Monteagudo gekommen bin:

Am Dienstag stiegen wir um sieben Uhr abends in die Flota ein. Ich mit ganzen zwei Koffern (beide über 20kg), einem Backpacker-Rucksack und einer großen bolivianischen Plastiktüte.
Da ich die Strecken im Departemento La Paz gewohnt war, bekam ich auf der kurvigen, ungeteerten und dementsprechend unebenen Straße kein Auge zu. Bis wir etwa um halb eins im strömenden Regen anhielten. Wir haben uns nichts dabei gedacht, sondern waren einfach nur froh, dass der Bus einmal still stand. So schliefen wir bis etwa fünf Uhr morgens und wunderten uns, als wir dann am immer noch selben Platz, wie um halb eins standen. Wir standen dort noch eine weitere Stunde, bis unser Busfahrer beschloss, dass unüberwindbare Hindernis zu überwinden.
Wie sich herausstellte, handelte es sich nur um eine ganz besonders unebene Stelle, auf welcher der Bus drohte umzukippen.
Diese Stelle hatten wir schnell hinter uns gebracht und so ging die Fahrt weiter.
Ich hätte zu diesem Zeitpunkt schon längst in Monteagudo sein müssen, doch da ich weder Guthaben noch Empfang hatte, konnte ich niemandem Bescheid geben.
Jedenfalls wartete zehn Minuten später ein weiteres Hindernis auf uns. Ein Baum war wegen des starken Regens umgekippt und versperrte uns den Weg. Aber die männlichen Männer Boliviens schritten tatkräftig zur Tat und zerkleinerten den Baum mit Macheten und Äxten. Dann fuhren wir weiter, auf dem Weg wurde noch ein Baum beseitigt und dann kamen wir zu einem Hindernis, dass ohne Bagger nicht entfernt werden konnte. Ich habe nicht ganz gesehen was es war, doch man sprach von Felsbrocken und mehreren Bäumen. Jedenfalls ist mir dann aufgefallen, wie gut es in Bolivien funktioniert, dass wirklich alle mit anpacken. Alle Männer, aus allen Bussen (zu dem Zeitpunkt etwa fünf) stiegen im strömenden Regen aus um zu helfen und überließen die Arbeit nicht einfach den Leuten in den ersten zwei Bussen, so wie es wahrscheinlich in Deutschland ablaufen würde.

Jedenfalls hatten wir Glück und der Bagger war bereits an Ort und Stelle, weshalb wir schnell weiter fahren konnten. Nach vier weiteren Unterbrechungen, durch Felsen und Steine, die aber alle von den Männern aus den Bussen entfernt werden konnten, kamen wir zu einer Stelle, mit wunderschöner Aussicht, die ich hassen gelernt habe.
Dort waren nämlich nicht nur ein Baum und ein paar Steine herunter gekommen, sondern ein risiger Haufen Erde noch dazu. Etwa um acht Uhr morgens kamen wir an dieser Stelle a und zu diesem Zeitpunkt hieß es, dass um halb zwei ein Bagger kommen würde um alles zu beseitigen. Caro und ich, wie wir uns schon vollkommen in Bolivien eingelebt haben, blieben vollkommen entspannt, schliefen, lasen und warteten. Als um zwei Uhr noch immer kein Bagger kam, fragten wir beim Busfahrer nach und dieser verschob die Ankunft des Baggers dann auf fünf Uhr. Wir lasen also weiter, schliefen und aßen die Schoko-Cornflakes, die ich glücklicherweise in Sucre gekauft hatte. Wir wären wahrscheinlich verhungert ohne diese, denn das erste Mal kamen wir gegen vier Uhr an Essen. Ein Mann war mit seinem Auto aus einem der Dörfer zu uns gefahren und verkaufte Softdrinks, Bananen und Brot zu absolut normalen Preisen. Wir erkämpften uns fünf Mini-Bananen, eine Flasche Fanta und zwei Brote. Mittlerweile waren es nämlich acht Busse die mit uns warteten.

Auch um fünf Uhr war noch kein Bagger da, weshalb dann gesagt wurde, dass einer am nächsten Morgen um fünf käme. Dem Bagger war es wohl nicht möglich bis zu uns zu kommen, geschweige denn den Rest der Strecke frei zu räumen, da in Monteagudo wohl der Fluss über die Ufer getreten war und man nicht passieren konnte. So warteten wir also weiter, bis um etwa sieben Uhr wieder Leute aus den Dörfern zu uns hoch fuhren und uns überteuerten Reis mit Kartoffeln verkauften.

Da viele Leute ausgestiegen waren, um die restliche Strecke nach Monteagudo (zwei Stunden mit dem Bus) zu laufen, hatten wir viel Platz und fast jeder konnte sich auf zwei Sitzen ausbreiten. Caro und ich schliefen recht früh, während die Männer draußen ein Lagerfeuer machten und eine kleine fiesta feierten..aus welchem Grund auch immer..

Am nächsten Morgen kam aber natürlich kein Bagger, sondern bloß ein Planwagen, der mit etwa zehn Männern und ebenso vielen Schaufeln beladen war. Da beschloss unser Busfahrer nach Sucre zurück zu fahren und drehte überaus gekonnt auf dem sehr schmalen Weg und einem Stück grün direkt über dem Abgrund. Caro und ich stiegen aus, obwohl wir großes Vertrauen in unseren Busfahrer hatten..aber sicher ist sicher.

Wir fuhren also zurück, doch als wir das erste Dorf erreichten erfuhren wir, dass auch der Weg nach Sucre vollkommen versperrt sei. So fuhren wir also ein Dorf weiter, um wenigstens etwas zu Essen und Guthaben kaufen zu können. Erst da konnte ich Bescheid geben, dass ich nicht in irgendeinem Abgrund liege und noch lebe.
In besagtem zweiten Dorf erfuhren wir, dass die Strecke nach Sucre etwa um vier Uhr frei sein würde, also blieben wir dort und warteten erneut. Zum Glück war der zweite Tag nicht so heiß wie der davor, weshalb es angenehmer war im Bus zu sitzen und zu lesen. Außerdem standen wir nicht mitten in der Pampa, sondern konnten echte Toiletten nutzen und Essen zu normalen Preisen kaufen.

Um vier Uhr erfuhren wir dann, dass der Weg nach Monteagudo auch frei wäre, so fuhren wir also erneut Richtung Monteagudo. Von Platz zwei in der Karawane, landeten wir dann auf Platz 15 und natürlich war der Weg noch nicht frei. Nach weiteren zwei Stunden konnten wir dann tatsächlich weiter fahren und auf dem Weg sahen wir, wo überall Bäume und Erde herunter gekommen waren und wir waren wirklich sehr froh, nicht von einem dieser Erdrutsch erwischt worden zu sein.

Als es dann dunkel wurde hielt unsere Karawane, bestehend aus etwa 30 Bussen erneut. Ein Bus weiter vorne kam wohl den Berg nicht hoch und man sprach erneut davon, dort die Nacht zu verbringen.
Irgendwie ging es dann aber doch weiter und wir kamen um 21:00 Uhr in Monteagudo am bereits geschlossenen Terminal an. Da es immer weiter regnete und der Weg zwischen Monteagudo und Camiri wohl noch schlimmer war (selbst wenn es trocken ist), beschloss der Busfahrer erst um 04:00 Uhr weiter zu fahren. Das war eher schlecht für Caro, da sie eigentlich in Camiri wohnt und endlich Zuhause ankommen wollte. So fuhren wir also zusammen mit dem Taxi in Richtung meines neuen Zuhauses...von dem wir beide nicht wussten wo es war. Wir wussten bloß, dass es in der Nähe des Krankenhauses war..also fuhren wir halt dort hin. Die liebe Vera, fast krank vor Sorge, wartete dann mit einer Taschenlampe vor dem Haus und half uns mit dem Gapäck.

Wie Vera ist hatte sie sich unglaubliche Sorgen gemacht, war mehrfach beim Terminal um nach uns zu fragen und hatte in Sucre im Hostel angerufen, um zu fragen wo wir sind und Bescheid zu geben, dass wir noch nicht da wären.

Falls ihr übrigens mehr über Monteagudo wissen wollt, könnt ihr gerne auf  Veras Blog vorbeischauen. Dort wird auch die Stadt und unsere WG beschrieben. 

So kam ich also nach 50 Stunden (normalerweise 10) in Monteagudo an. Vollkommen fertig, wir hatten seit Dienstagabend weder geduscht, noch konnten wir uns die Zähne putzen oder etwas vernünftiges Essen. Nach einer ausgiebeigen Dusche fielen wir nur noch ins Bett, voller Mitleid für die arme Caro, die ja noch weiter fahren musste.

Mein Fazit zur Reise inklusive Turbulenzen: Wir waren die meiste Zeit ruhiger entspannter und einfach kompromissbereiter als die meisten Bolivianer (was schon was heißen soll) und wir kommen wirklich gut mit Bolivien und seinen Tücken klar. Ich bin froh, dass ich alles verstanden habe, weil ich wahrscheinlich doch ausgerastet wäre, hätte ich nicht gewusst was los ist.
Ich bin froh, dass es vorbei ist und hoffe, dass ich das nicht nochmal erleben muss.
Das ist auch unwahrscheinlich, denn der Busfahrer sagte mir, dass er das in den sieben Jahren in denen er diese Strecke schon fährt, niemals so erlebt hat.

Jetzt bin ich also in Monteagudo und wohne in einer WG mit Vera, Lea (macht aktuell ein Sprachzertifikat in Sucre) und Marlene, mit der ich mir ein Zimmer teile. Ich kann mir noch gar nicht richtig vorstellen hier zu bleiben, sondern denke nach wie vor, dass ich bald auf die Insel zurück muss.

In kanpp zwei Wochen kommt meine Mutter nach Bolivien und dann reisen wir zusammen, deshalb werde ich in Monteagudo wahrscheinlich erst im April anfangen zu arbeiten. Es steht nämlich nur noch eine Arbeitswoche an, bis ich wieder weg muss und außerdem ist unsere Mentorin gerade auch gar nicht da. Ich freue mich trotzdem schon hier zu sein und endlich ein bisschen Gesellschfat zu haben.

Hasta luego

Suzanna


PS: Ich hätte natürlich gerne Fotos gemacht, aber leider war mein Handyakku sehr schnell leer.  

Samstag, 30. Januar 2016

Potosi

Nach dem Zwischenseminar beschlossen wir unsere Tour zu beenden und fuhren drei Stunden mit dem Taxi nach Potosi.

Dort gingen wir erst einmal ins HI-Hotel..ja, Hotel! Nicht Hostel!
Es gab Handtücher, Pröbchen, eine Bibel in der Schublade und Klopapier...im dafür vorgesehenen Halter! So viel Luxus waren wir gar nicht mehr gewohnt! :D
Nach einem sehr leckeren Mittagessen wurden wir dann abgeholt, um die Minen zu besichtigen.

Wir bekamen Gummihosen, Gummijacken, Gummistiefel, Plastiktüten für unsere Füße, Helm und eine Lampe. Dann gingen wir zur gegenüberliegenden tienda und kauften Bier.
Normalerweise kauft man für die mineros Coca oder etwas zu Essen, doch wir waren am día del tio in Potosi und da fand unser Tourguide Bier angemessener. Tio bedeutet auf spanisch „Onkel“, ist aber auch der Minengott.

Wir fuhren also zu den Minen und wurden sofort von betrunkenen Minenarbeitern begrüßt und gefragt ob wir Bier für sie hätten. Viele waren sehr irritiert, doch ich kenne diesen Grad der Betrunkenheit schon von den Feiern auf der isla.
Als wir vor dem Eingang standen habe ich mich doch etwas mulmig gefühlt und war auch die ganze Zeit froh, dass jemand hinter mir gegangen ist. So hatte ich zumindest die Illusion von Tageslicht in meinem Rücken.
Ich war froh, dass an diesem Tag nicht gearbeitet wurde. Es war schon so sehr eng und ich hätte nicht gewusst wohin, wären mir Wägen voll mit Gestein entgegen gekommen und besonders froh war ich darüber, dass es dementsprechend auch keine Sprengungen gab.

Die Tour war sehr interessant, aber auch beängstigend.
Zu hören, dass die Lebenserwartung der mineros bei 35 Jahren liegt und jährlich etwa 10 Menschen in den Minen sterben war erschreckend. Ebenfalls zu sehen wir klein teilweise die Löcher im Berg waren und zu erfahren, dass in diesen natürlich nur Jugendliche arbeiten könnten war unglaublich traurig. Besonders weil die Arbeiter vor der Mine einen so ausgelassenen Eindruck gemacht hatten und die Mine mit Konfetti und Luftschlangen geschmückt war, machte das Ganze schwer vorstellbar.
Zurück gingen wir durch einen Hinterausgang, da die Arbeiter alle schon sehr betrunken waren und der Guide nicht wollte, dass wir belästigt wurden.

Am nächsten Tag besichtigten wir ein Museum. Es war komplett in den Mauern der alten Prägeanstalt aufgebaut. So wie früher die Räume genutzt wurden, waren alle Informationen und Anschauungsmaterialien angeordnet. Ebenso gab es eine kleine Kunstgalerie. Dort überraschte mich sehr, dass es Abbildungen von Gott auf den Gemälden gab, doch unsere Führerin erklärte, dass die Spanier so ihre Religion der indigenen Bevölkerung erklären wollten.

Insgesamt fand ich die Führung sehr interessant und ich hätte auch gerne Fotos gemacht, doch das hätte 20 Bs mehr gekostet. Zum Ende hin besichtigten wir noch eine Kapelle, in der religiöse Abbildungen ausgestellt waren, die in der Fabrik erstellt worden waren.
Man ging herum, sah sich alles an und plötzlich stand man vor dem Altar. Dort lagen einige Glaskästen mit Kindermumien, die in den Katakomben der Kirche gefunden worden waren. Das
Bild war wirklich schrecklich und ist mir tagelang nicht aus dem Kopf gegangen.

Trotzdem kann ich das Museum sehr empfehlen, da alles dort Original ist und die Führungen auch auf Englisch angeboten werden. Dann muss man aber selbst entscheiden, ob man besser Spanisch oder bolivianisches Englisch versteht.
Nun sind wir für eine Nacht in La Paz und fahren morgen wieder auf die Insel. Mit wir meine ich Kira und mich.
Kira ist eine Selbstzahlerin, die für einen Monat auf die Insel kommt und dort mit in der Grundschule arbeitet.
Ich freue mich sehr, dass sie da ist und bin mal gespannt wie es jetzt wird, wenn ich mir mein Zimmer wieder teilen muss.

Hasta luego


Suzanna  

Samstag, 23. Januar 2016

Salz- und Silbertour

Am 16.1 begann die Salz- und Silbertour für mich und zwei weitere Freiwillige, Lea und Özlem.
Wir starteten mit einer kleinen Citytour durch La Paz, inklusive Mondtal und Gondelfahrt.
Valle de la luna (Mondtal) 





teleférico verde














































Am selben Abend nahmen wir einen Bus nach Uyuni, welches wir am nächsten Morgen um 06:30 Uhr erreichten. Da wir keinerlei Informationen hatten, an wen wir uns wenden sollten oder wohin wir gehen sollten, fragten wir uns durch, bis wir das HostellingInternational Hostel fanden. Dort wurden wir eher unfreundlich begrüßt und nach einer Stunde warten in der Lobby, wurden wir abgeholt und in ein Reisebüro gebracht. Dort erfuhren wir dann, dass wir alles umpacken mussten, da wir nur einen Reiserucksack pro zwei Personen mitnehmen durften..toll, dass hätte man uns ja nicht mal früher mitteilen können! Aber weil wir ja flexibel und Bolivien schon gewohnt sind, nahmen wir nicht einen einzigen mit, sondern verstauten alles für drei Tage in unseren Taschen!

So wurden wir dann von Hugo in seinem Jeep abgeholt und trafen im Auto auf zwei Argentiener, wie eine Spanierin, die mit uns reisten. So quetschten wir uns also zu sechst in den Jeep, Hugo und die Spanierin vorne, Lea und die Argentiner auf den Rücksitzen und Özlem und ich auf den Sitzen im Kofferraum.

Zu erst fuhren wir zum cementerio de tranes außerhalb von Uyuni und danach ging es auch schon direkt in die Salzwüste.







Mittagessen aus dem Kofferraum

Kakteeninsel in der Salzwüste




Da es seit knapp einem Jahr nicht mehr geregnet hatte, war das Salz eher gelblich als braun, doch zum Ende hin wurde es immer weißer.































Die Fahrt im Jeep war echt lustig und schmerzhaft, mehr fach bin ich bei Schlaglöchern mit dem Kopf an der Decke gelandet!

Die erste Nacht verbrachten wir in einem Salzhotel und am nächsten morgen um 06:00 Uhr ging es auch schon wieder weiter.


An diesem Tag besichtigten wir die vielen verschiedenen Lagunen und sahen sogar Flamingos.





"Da wohnt was drin, mach schnell das Foto!"

Wenn man nicht klettern kann! :D

Stein ist Freund




















Am nächsten Tag um 05:oo Uhr machten wir uns wieder auf den Rückweg. Wir besichtigten noch einige Geysire, eine Therme und die laguna verde inklusive Vulkan.





"Die Kraft der Natur" :'D
Ein Strauß?! 



Überall blubberte und brodelte es!






















Am Nachmittag kamen wir dann wieder in Uyuni an, fest überzeugt nach Potosi weiter zu fahren. Doch Uyuni war leider komplett gesperrt. Die Stadtgrenze wurde durch bloqueos abgeriegelt, ein Streik also, uns konnte aber keiner so genau sagen wofür oder wogegen gestreikt wurde :'D

Die Frau im Reisebüro sagte uns also, wir müssten sofort wieder alles umpacken und einen Kilometer hinter der Stadtgrenze mit unserem gesamten Gepäck zum Bus laufen. Da wir nicht mit allen Wertsachen in einer uns unbekannten Stadt durch die Pampa latschen wollten, erkundigten wir uns ob denn die Strecke nach La Paz frei wäre. Als die Frau dies bestätigte, kontaktierten wir unseren Mentor und organisierten eine Fahrt nach La Paz (auf eigene Kosten, trotz gebuchter Tour) und die darauffolgende Fahrt nach Sucre zum Zwischenseminar.

Als wir dann zum Terminal liefen, hieß es wir müssten doch laufen. Typisch bolivianische Organisation! Nachdem ich meine Mitreisenden überzeugt hatte zu laufen, stiegen wir in ein Taxi und fuhren bis zur Grenze. Dort standen ein paar Autos, auf der Straße lagen einige Steine und Menschen saßen gelangweilt herum...was eine Blockade!
















Wir gingen also an all den aufgereihten Bussen vorbei, fragten immer wieder ob dies unser Bus sei und bekamen immer wieder ein „Nein“ zu hören! Das Ende vom Lied war, dass unser Bus natürlich der letzte von allen war...3km von der Blockade entfernt. Als wir es endlich geschafft hatten mit all unserem Gepäck dorthin zu laufen und im Bus saßen, fuhr dieser doch tatsächlich rückwärts um die Leute einzusammeln! -.-

Zumindestens haben wir es in den Bus geschafft und sind nun in La Paz.

Zur Belohnung waren wir erst einmal in einer deutschen Bäckerei...seit vier Tagen ungeduscht, sehr ranzig von der flota-Fahrt und total entnervt! :D ...das Gebäck war aber gut!

Hasta luego

Suzanna

PS: Karla, ich hoffe du weißt es zu schätzen, dass ich grade 3 Stunden Fotos hochgeladen habe :D