Samstag, 24. Oktober 2015

Vögel zu Besuch und die pure Kreativität!

Als ich gestern morgen aufwachte fand ich einen ungewöhnlichen Gast in meinem Zimmer vor. Ein kleiner Vogel saß mitten in meinem Zimmer und pickte in den Ritzen meines Dielenbodens rum! Verwirrt betrachtete ich ihn und ich war nicht weniger irritiert, als er sich unter meinem Türschlitz durchzwängte und so schnell weg, wie er da war!

Später an diesem Tag, ging ich nach der Schule mit Adrian auf das Feld meiner Gastfamilie, wo Gastvater, Gastmutter, Gastschwetser und Gastopa schon warteten! Dort pflanzten wir eine Art Getreide, das aussieht wie eine Bohne, an und rupften das Unkraut auf dem Feld aus. Ich hatte leider nicht genügend Wasser dabei, was alles andere als vorteilhaft war, nach einer knappen Stunde Arbeit in der Mittagssonne!
Jedenfalls gingen wir dann zurück zum Hostel, wo wir alle erst einmal erschöpft auf das Abendessen warteten und ich eine 2L Flasche Wasser leerte.

Am nächsten Tag, heute also, haben Adrian und ich unserer Kreativität freien Lauf gelassen! :D Erst haben wir sein Zimmer in wenig umgeräumt, indem wir sein Regal als Raumtrenner aufstellten und die Wand mit Tüchern etc. dekorierten. Daraufhin gingen wir auf die Suche für mein Zimmer. Ich brauchte nämlich dringend einen Schreibtisch! Nach etwa einer Stunde Suche beschlossen wir einen alten Mülleiner, Benzinkanister, Brennholz und Steine dafür zu verwenden (Foto folgt). Kreativität pur! :D Ich bin super zufrieden mit meinem Schreibtisch, von dem aus ich eine tolle Sicht auf den See habe. Außerdem trugen wir noch einen Baumstamm in mein Bad, den ich als Ablagefläche nutzen kann.
Weiterhin haben wir einen winzig kleinen Nachttisch aufgestellt, weil ich meinen Laptop abends nicht immer auf den Boden legen wollte.
Danach habe ich erst einmal gründlich geputzt, vorbildlich - ich weiß! :D
Und weil sich das mit dem Dielenboden immer häufiger als schwierig herausstellt, den gesamten Sand auf zu kehren, hängt an meiner Tür nun ein „Schuhe verboten“-Schild.

Jedenfalls haben Adrian und ich daraufhin wieder auf dem Acker gearbeitet, diesmal jedoch auf denen im Garten. Dort bestand meine Aufgabe darin die Erdbrocken zu zerschlagen und alles glatt zu streichen.
Da dies doch ziemlich anstrengend ist und wir wieder einmal in der Sonne gearbeitet haben, beschloss ich im See zu springen.

Vorher jedoch hatte ich das Vergnügen die Hunde zum Strand zu tragen, da sie dort ein Bad erwartet. Einerseits war es wirklich lustig und herzallerliebst mit anzusehen, wie die Hunde schon in der Luft das Schwimmen übten, allerdings sahen sie wirklich alles andere als glücklich aus, als sie dann tropfnass an den Strand getragen und mit Waschmittel eingerieben wurden! Damit sie sich nicht sofort wälzten, kamen sie zum trocknen auf den kaputten Steg. Was allerdings nicht viel brachte, kaum waren sie an Land, nahmen sie sofort ein Sandbad :D

Dank meiner großen Klappe musste ich beweisen, dass ich vom Steg direkt in den kalten See springen kann. Gesagt – getan! Ich ging bis zu den Knien ins Wasser und kletterte dann auf den kaputten Steg und ich muss sagen, wenn die Sonne scheint sind die Temperaturen absolut akzeptabel! Trotzdem nach ein bis zwei Minuten planschen, war ich froh unter die heiße Dusche zu kommen! Adrian hat es nur bis zur Hälfte seiner Waden ins Wasser geschafft.

PS: Vor ein Paar Tagen bot sich uns ein herrliches Bild. Beim Mittagessen sahen wir eine Schulklasse auf uns zu kommen und spekulierten aus welchem Land sie wohl kämen, da sie so „weiß“ waren wie Europäer! Als sie dann an uns bei uns waren, fragten wir nach ihrer Herkunft und als sie Bolivien antworteten waren wir vollkommen verwirrt.
Eine Lehrerin sprach daraufhin deutsch was uns noch mehr irritierte. Unsere Gastmutter erklärte dann, dass die die Schüler der deutschen Schule in La Paz seien und die Kinder alle samt, reiche und bekannte Eltern hätten. Seien es Politiker oder „einfach nur“ Millionäre! Laut Gastmutter ist die helle Hautfarbe ein Anzeichen für Wohlstand und einen besseren Lebensstandard.





Samstag, 17. Oktober 2015

Von vollkommen Verrückten, Reis und Mehl

Heute bin ich mal wieder nach Copacabana gefahren um ein Paar Einkäufe zu tätigen, da es auf der Insel nur Tiendas mit dem Nötigsten gibt.
So habe ich mich also schweren Herzens um sechs Uhr morgens aus dem Bett gequält, um pünktlich um sieben Uhr am Boot zu stehen und einen Platz an der frischen Luft zu ergattern. Samstags sind die Boote nämlich dermaßen überfüllt, dass mir das Atmen im Innenraum sehr schwer fällt!
Glück gehabt, ich nahm also am Ausgang Platz und schon fuhren wir los.
Was mir zuvor allerdings nicht aufgefallen war, waren die doch recht hohen Wellen.
Wie ein Blatt im Wind wurden wir von den Wellen hin und her geschoben, die Menschen im vorderen Bereich des Bootes wurden regelmäßig nass, da die Wellen immer wieder gegen die undichten Scheiben schlugen.
Heilfroh in Copacabana angekommen zu sein ging ich zum Markt und machte einige Besorgungen. Darunter der Deal des Tages! :D Snickers für 6 Bolis (ca. 80 ct), statt für 10 Bolis (ca. 1,30 Euro)!
In Ermangelung weiterer Beschäftigungen ging ich etwa eine Stunde zu früh zurück zum Schiff und hatte dadurch das Vergnügen einem sehr amüsanten Vorgehen zuzuschauen. Niemand konnte mir erklären was genau es war, doch ich werde das gesehene mal beschreiben.
Etwa 15 junge Männer standen am Steg, machten Hampelmänner, legten sich darauf hin auf den Boden und wurden mit Wasser aus dem See überschüttet. Das wiederholten diese stetig, während sie nacheinander zu einem Mann im Piratenkostüm liefen und sich einen angebundenen Esel-Schwanz mit einer Axt abschlagen ließen. Als alle fertig waren, wurden sie nacheinander ins Wasser geschmissen, während ein anderer Mann über Lautsprecher rief:“Jetzt ist alles vorbei!“.
Ich spekuliere mal, dass es sich um eine Tradition der bolivianischen Marine handelte, da auch einige Uniformierte anwesend waren.
Daraufhin bot sich mir ein weiteres Spektakel. Ein roter Laster fuhr vor und auf die vier bereit stehenden Boote wurden nun Unmengen weiße und orangene Säcke geladen. Auf Nachfragen wurde mir erklärt, dass es sich dabei um jeweils 50 kg Reis und Mehl handelte, da diese gerade so günstig waren wie nie. Als alle Säcke verladen waren, fuhren alle Boote gemeinsam los und ich war heilfroh, dass sich der See etwas beruhigt hatte.
Diese Freude hielt allerdings nicht an, denn je weiter wir auf den See hinaus fuhren, desto stärker wurden die Wellen wieder. Ich saß diesmal auf dem Dach des Bootes, zusammen mit anderen Passagieren und etwa 10 Säcken Reis und Mehl.
Nachdem wir die Säcke von der Vorderseite des Schiffes nach hinten geladen hatten, war der Spaß für mich vorbei.
Die Wellen wurden immer stärker und kamen nun nicht mehr von vorne, sondern von der Seite, weshalb ich große Sorge hatte, das Boot könne umkippen!
Mit dieser Sorge war ich fast die Einzige auf dem Dach. Ich hörte zwar wie die Frauen im inneren des Schiffs hysterisch etwas auf Aymara rufen und die Kinder neben mir anfingen zu weinen, die Anderen auf dem Boot hatten allerdings großen Spaß.
Einige Male konnte ich sogar das Wasser mit der Hand berühren, da wir in eine sehr starke Schräglage geraten waren. Als wir dann in unsere Bucht einfuhren, beruhigte sich das Wasser wieder und ich mich auch.
Nach dem Ausladen der Säcke, bei dem ich als Frau absolut nicht helfen durfte, ging ich zurück ins Hostel und unterhielt mich mit meinem Gastvater.
Er erzählte mir, dass er sich das mit der Überfahrt schon so gedacht hätte und deshalb sicherheitshalber Zuhause geblieben sei. Toll, danke für die Info!
Weiterhin erzählte er mir, dass dieses Wetter einige Tage anhalten würde und auf dem See zu dieser Zeit jährlich etwa 30 Menschen ums Leben kämen! Sehr beruhigend!
Ich war also heilfroh, dass nichts schlimmeres passiert ist.
Und das Ironischste an der ganzen Sache ist, dass ich am Abend vorher noch Titanic geguckt habe!

Hasta Luego und passt auf euch auf!


PS: In Copacabana lief in allen Filmgeschäften der animierte „Sieben Zwerge“- Film von Otto Waalkes. Auf spanisch versteht sich, sehr lustig anzusehen!  



Freitag, 16. Oktober 2015

Von Festen und Konflikten!

Gestern gab es auf der Insel ein Fest, es wurden Gaben für Pachamama geopfert um für eine Gute Ernte zu sorgen!
Ich habe es nicht ganz verstanden muss ich zugeben, entweder wurde der angekündigte Lamafötus gestern eingegraben oder das geschieht erst bei der Feier nächsten Monat!
Jedenfalls haben alle schon um 10 Uhr angefangen zu trinken und als ich nach Schule und Mittagessen um 16:00 Uhr dazu kam, waren alle bester Laune!

Bevor ich losging wurde ich allerdings gewarnt auf mich aufzupassen, da der Baum den ich gefällt habe wohl Teil irgendeines Familienstreites ist. Besagter Baum wurde vor kurzem in der Nacht geklaut und jetzt könne es durchaus zu einer Massenschlägerei zwischen den Familien kommen! Angeblich wäre der Gastgroßvater Jorge, dann an vorderster Front und würde sofort die Familienehre gegen den jungen Jorge der anderen Hälfte der Familie verteidigen! :D

Jedenfalls, auf halbem Weg traf ich auf meinen Mitfreiwilligen, der tatsächlich geschickt wurde mich zu holen! Ich lasse mich nicht so häufig blicken wie er, das muss ich zugeben, weil ich einfach die Hälfte des Tages von Schule, Sprache und Höhe total erledigt bin!
Jedenfalls kam ich an und bekam sofort von allen Seiten Becher voll Bier gereicht und man darf ja nichts ablehnen, auch wenn Bier echt schwierig für mich ist! Und das bolivianische Bier ist alles andere als leicht! Nachdem ich mich ein Paar Minuten mit unseren Bekannten unterhalten und Juan beim Flöte spielen zugesehen habe, ging ich zu den Lehrern.
Dort stand ich erst einmal rum und beobachtete die sonst so ernsten Lehrer und belustigt analysierte ich wer wohl am betrunkensten sei. Ganz plötzlich zog mich einer der Lehrer weg und bis ich verstand, dass ich mit den festlich gekleideten Frauen tanzen soll, muss ich wohl sehr verdutzt ausgesehen haben! Ich konnte mich glücklicherweise retten, was dazu führte, dass ich mit besagtem Lehrer im Kreise der anderen Lehrer tanzen musste! :D
Ganz elegant konnte ich nach kurzer Zeit abklatschen, so das Adrian tanzte.
Jedenfalls blieben wir dann noch bis etwa sieben Uhr und nachdem wir die letzten auf dem Platz waren gingen wir zum Strand. Auf dem Rückweg unterhielten wir uns noch mit einigen Leuten, bis wir uns mit dem Sohn eines Bekannten an den Strand setzten und den Abend ausklingen ließen. Jedenfalls bis wir uns auf die Suche nach besagtem Bekannten machten und ich im Dunkeln einen Stein übersah, der mitten auf dem Weg lag. Das kann ich natürlich so nicht durchgehen lassen!Dieser Stein wird daher demnächst in einer Nacht- und Nebelaktion zerstört werden! :D

Alles in allem hat dieser Tag sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich schon auf das nächste Fest!






PS: Den ganzen Tag wurde ich übrigens von den zwei Hunden der Gastfamilie begleitet und sie sind mir tatsächlich nie von der Seite gewichen! Obwohl das Fest auf der anderen Seite des stattfand, sind sie immer hinter mir her gelaufen! Sie begleiten mich auch immer bis zum Schultor oder zur Tienda! Ich hab die beiden schon richtig ins Herz geschlossen! ♥

Mittwoch, 14. Oktober 2015

Baumfällen und „Willkommen im 21. Jahrhundert!“

Dieses Wochenende habe ich einen Baum gefällt. Ganz einfach nur, weil er meine Sicht blockiert hat.
Ich hatte gehofft es gäbe eine Elektrosäge, als ich mein Vorhaben angekündigt habe, dem war leider nicht so.
So begann ich also diesem Baum, der schon seit 5 Jahren tot und dementsprechend trocken ist, den Gar aus zu machen. Von Findus und den zwei Hunden beobachtet schlug ich also mit aller Kraft auf den Baum ein, während Adrian den Boden für unser nächstes Projekt ebnete!
Insgesamt brauchte ich zwei Tage bis der Baum endlich fiel und mit Blasen an den Händen, betrachtete ich späte sehr stolz meinen Baumstumpf!







Seit Montag gibt es doch tatsächlich Internet in der Schule!
Herzlich willkommen im 21. Jahrhundert! Wlan an sich gibt es leider nicht, das internet kann man nur an den Schulcomputern nutzen. Das kostet dann pro Stunde 10 Bolis (ca. 1,30 ct) und das installierte Skype funktioniert leider auch nicht, also macht das für mich keinen großen Unterschied! Die Lehrer und Schüler sind allerdings deshalb total aufgeregt und betrachten das Ganze noch als total magisch!
Adrian und ich wollen demnächst Computerkurse anbieten, da es tatsächlich schon sehr schwer zu sein scheint, seine E-Mails zu öffnen oder Bilder runter zu laden!
Alles in diesem Raum ist noch in Plastik eingepackt und wenn man den Raum benutzt, ist immer der Hausmeister anwesend und passt auf!
Ich hab mir trotzdem das Wlan-Passwort ausgelesen, um dann enttäuscht festzustellen, dass das Internet tatsächlich auf die Schulcomputer begrenzt ist!
Mich ärgern diese 10 Bolis, da die Schule das Internet vom Staat umsonst bekommt und wirklich alle außer dem Direktor der Primaria dafür zahlen müssen!
Naja, vielleicht können wir da noch was aushandeln! :P



Außerdem habe ich heute mein Zimmer umgeräumt, jetzt gefällt es mir viel besser! Ich habe nun vom Bett aus eine tolle Aussicht auf den See und Nachts auf die Sterne! Generell wirkt alles viel offener und heller und ich fühle mich auch wohler! 


Hikisincama! (Tschüss auf Aymara)


PS: Hier gab es vor kurzem ein Gewitter, nur ein kleines und trotzdem haben in meinem Zimmer bei jedem Donner die Scheiben gewackelt und bei jedem Blitz war mein Zimmer hell erleuchtet!

Samstag, 3. Oktober 2015

"Warum malt man ein Boot von unten blau an?"

"Damit sich die Fische nicht erschrecken!"

Ollanta ist der Name, einer der drei Töchter des ersten Inkakönigs und der Name des Bootes, dass wir vor ein Paar Tagen neu gestrichen haben. Wir haben eher Feinarbeiten gemacht, dünne blaue Streifen und den Namen gemalt und später dabei geholfen das Boot ins Wasser zu lassen.
Es war eine nette Abwechslung und hat, auch wenn es manchmal etwas anstrengend war auf der schmalen Seite des Bootes zu hocken und 20 Minuten lang einen blauen Streifen zu malen, Spaß gemacht. Die Schulkinder fanden den Anblick, der kompliziert umher kraxelnden Freiwilligen auch sehr amüsant und wir waren doch recht stolz, als wir das Boot zu Wasser gelassen haben.

Gestern haben wir den Geburtstag meiner Gastmutter nachgefeiert. Zu Gast waren, natürlich der Ehemann, der Schwiegervater, ein Überraschungsgast - der Onkel meines Gastvaters, Rosa und Oskar mit ihrem Sohn Matthias und Juan mit seiner Frau und Tochter. Außerdem hatten wir noch die Gesellschaft eines Katzenbabys, Gruff. Der Kater wurde von seiner Mutter verstoßen, ist unterernährt und kränklich. Wir pflegen ihn jetzt und werden ihn danach behalten, heimlich haben wir Freiwilligen ihn auf „Findus“ getauft, weil uns „Gruff“ nicht gefällt und er aussieht wie der Kater aus „Petterson und Findus“.
Auf dem Geburtstag gab es Unmengen von Essen, natürlich größtenteils Fleisch und weil Oskar und ich Vegetarier sind, haben wir Sojaburger bekommen! Der erste bolivianische Vegetarier den ich hier getroffen habe, finde ich total cool! Zusätzlich isst Oskar auch keine Eier und versucht auf Salz und Zucker zu verzichten, was unter den Bolivianern nicht so richtig ernst genommen wird. Schade!
Natürlich wurde ganz nach bolivianischer Art, nach dem Essen ordentlich getrunken! An diesem Abend lernte ich also Singani kennen, der Alkoholgehalt ist mit Vodka zu vergleichen, schmeckt allerdings viel süßer! Optimistisch gemischt, also 1/1, wurden zwei Flaschen geleert und als ich um zwei Uhr ins Bett ging, war die Party noch im vollen Gange!
Was ich sehr angenehm finde ist, dass alle einfach getanzt haben und mir wieder mal vor Augen geführt haben, dass es hier niemanden interessiert wie man aussieht, tanzt oder ob dein Hintern dreckig ist, nachdem du auf dem Boden saßt!

Bolivien ist für mich ein Wohlfühlland, weil jeder hier ist wie er ist und das überhaupt für Niemanden schlimm oder schwer ist!

Damit, Hasta luego!