Samstag, 30. Januar 2016

Potosi

Nach dem Zwischenseminar beschlossen wir unsere Tour zu beenden und fuhren drei Stunden mit dem Taxi nach Potosi.

Dort gingen wir erst einmal ins HI-Hotel..ja, Hotel! Nicht Hostel!
Es gab Handtücher, Pröbchen, eine Bibel in der Schublade und Klopapier...im dafür vorgesehenen Halter! So viel Luxus waren wir gar nicht mehr gewohnt! :D
Nach einem sehr leckeren Mittagessen wurden wir dann abgeholt, um die Minen zu besichtigen.

Wir bekamen Gummihosen, Gummijacken, Gummistiefel, Plastiktüten für unsere Füße, Helm und eine Lampe. Dann gingen wir zur gegenüberliegenden tienda und kauften Bier.
Normalerweise kauft man für die mineros Coca oder etwas zu Essen, doch wir waren am día del tio in Potosi und da fand unser Tourguide Bier angemessener. Tio bedeutet auf spanisch „Onkel“, ist aber auch der Minengott.

Wir fuhren also zu den Minen und wurden sofort von betrunkenen Minenarbeitern begrüßt und gefragt ob wir Bier für sie hätten. Viele waren sehr irritiert, doch ich kenne diesen Grad der Betrunkenheit schon von den Feiern auf der isla.
Als wir vor dem Eingang standen habe ich mich doch etwas mulmig gefühlt und war auch die ganze Zeit froh, dass jemand hinter mir gegangen ist. So hatte ich zumindest die Illusion von Tageslicht in meinem Rücken.
Ich war froh, dass an diesem Tag nicht gearbeitet wurde. Es war schon so sehr eng und ich hätte nicht gewusst wohin, wären mir Wägen voll mit Gestein entgegen gekommen und besonders froh war ich darüber, dass es dementsprechend auch keine Sprengungen gab.

Die Tour war sehr interessant, aber auch beängstigend.
Zu hören, dass die Lebenserwartung der mineros bei 35 Jahren liegt und jährlich etwa 10 Menschen in den Minen sterben war erschreckend. Ebenfalls zu sehen wir klein teilweise die Löcher im Berg waren und zu erfahren, dass in diesen natürlich nur Jugendliche arbeiten könnten war unglaublich traurig. Besonders weil die Arbeiter vor der Mine einen so ausgelassenen Eindruck gemacht hatten und die Mine mit Konfetti und Luftschlangen geschmückt war, machte das Ganze schwer vorstellbar.
Zurück gingen wir durch einen Hinterausgang, da die Arbeiter alle schon sehr betrunken waren und der Guide nicht wollte, dass wir belästigt wurden.

Am nächsten Tag besichtigten wir ein Museum. Es war komplett in den Mauern der alten Prägeanstalt aufgebaut. So wie früher die Räume genutzt wurden, waren alle Informationen und Anschauungsmaterialien angeordnet. Ebenso gab es eine kleine Kunstgalerie. Dort überraschte mich sehr, dass es Abbildungen von Gott auf den Gemälden gab, doch unsere Führerin erklärte, dass die Spanier so ihre Religion der indigenen Bevölkerung erklären wollten.

Insgesamt fand ich die Führung sehr interessant und ich hätte auch gerne Fotos gemacht, doch das hätte 20 Bs mehr gekostet. Zum Ende hin besichtigten wir noch eine Kapelle, in der religiöse Abbildungen ausgestellt waren, die in der Fabrik erstellt worden waren.
Man ging herum, sah sich alles an und plötzlich stand man vor dem Altar. Dort lagen einige Glaskästen mit Kindermumien, die in den Katakomben der Kirche gefunden worden waren. Das
Bild war wirklich schrecklich und ist mir tagelang nicht aus dem Kopf gegangen.

Trotzdem kann ich das Museum sehr empfehlen, da alles dort Original ist und die Führungen auch auf Englisch angeboten werden. Dann muss man aber selbst entscheiden, ob man besser Spanisch oder bolivianisches Englisch versteht.
Nun sind wir für eine Nacht in La Paz und fahren morgen wieder auf die Insel. Mit wir meine ich Kira und mich.
Kira ist eine Selbstzahlerin, die für einen Monat auf die Insel kommt und dort mit in der Grundschule arbeitet.
Ich freue mich sehr, dass sie da ist und bin mal gespannt wie es jetzt wird, wenn ich mir mein Zimmer wieder teilen muss.

Hasta luego


Suzanna  

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