Dienstag, 1. September 2015

Kamisaki!

Kamisaki bedeutet auf Aymara soviel wie Hallo!

ACHTUNG ROMAN!!

Nach einer vierstündigen Busfahrt inklusive Fährübersetzung sind wir in Copacabana angekommen, wo wir bereits von unserem Gastvater Nelson erwartet wurden. Unser Gepäck wurde sogleich in einem der Büros der Busagenturen untergebracht und wir machten uns auf die Suche nach etwas zu Essen bevor das Schiff um 13:00Uhr ablegen sollten. Mit Empenadas ausgerüstet machten wir uns also mitsamt Gepäck auf den Weg Richtung Boot. Nelson sprach zwar von drei Blocks, letztendlich waren es dann doch eher zehn und diese auch noch bergauf. Nach dem uns bereits die Höhe in Sucre und La Paz Probleme gemacht hatten, waren diese 10 Blocks mit Gepäck eine regelrechte Tortur, aber Pausen kennt man hier nicht :D
Um Punkt 13:00 Uhr saßen wir also auf dem Boot, bereit abzulegen...falsch gedacht. Nach 10 Minuten verschwand unser Gastvater mit der Bitte den Kapitän zu überreden auf ihn zu warten. Knappe 45 Minuten später kam er dann zurück, mit seiner Schwester, seinem Schwager und sechs Flaschen Cola auf dem Rücken. Daraufhin warteten wir weitere 15 Minuten, bis das Boot doch ablegte. Vor uns lagen 2 Stunden Bootsfahrt, allerdings teilte Nelson uns sogleich mit, dass wir doch großes Glück hätten, da der Wellengang zu dieser Jahreszeit normalerweise viel stärker wäre.
Wir legten insgesamt an zwei anderen Buchten an, in Yumani und Challa A. Nach guten zwei Stunden kamen wir dann in Challa B an. Challa A und B, da die Ortschaft durch einen Berg geteilt wird.
Nach einer kurzen Diskussion um die Zimmeraufteilung, zog ich in ein Zimmer mit einer deutschen Zahnärztin, die ebenfalls mit HI-Bolivia auf der Insel arbeitet. Mit ihr sind noch drei Studenten und ein sogenannter Reinhold auf der Insel. Reinhold hat an sich nichts mit Zahnmedizin am Hut, sondern ist quasi als Handwerker mit geflogen. Da er sich allerdings auf der Deathroad das Schlüsselbein gebrochen hatte, wurde er zum Maskottchen der Reise.
Die Insel ist ein unglaublich atemberaubender Ort und wunderbar ruhig. Wenn meine Gastmutter mal nicht in der Küche steht und laut Musik hört, hört man neben schwer verzweifelten Eseln, fast nur das Wellenrauschen und ab und an ein vorbeifahrendes Boot.
Der Name „Isla del Sol“ kann einen ganz schön irreführen, da man automatisch an Sommer und Wärme denkt. Gut, warm ist es..allerdings nur in der Mittagssonne! Nachts wird es regelmäßig unter 0°C, was mir doch sehr zu schaffen macht, da ich immer noch keinen Schlafsack habe. Die Freiwilligen des letzten Jahres, haben mir ihren hier gelassen und jetzt warte ich darauf mich warm einzukuscheln.
WLAN gibt es hier nicht, allerdings reicht die Verbindung für Telefonanrufe und Whatsapp.
Am Montag den 24.8 sollte ich in der Schule vorgestellt werden. Jeden Montag versammelt sich die Schule (Primaria und Secundaria getrennt) vor einer kleinen Bühne um die Nationalhymne zu singen, die Flagge Boliviens und die indigene Flagge zu hissen und die Hymne der Isla zu singen. Dazu gibt es dann noch wöchentliche Informationen, traditionelle Tänze und anregende Vorträge über unter anderem Armut, welche von Schülern vorgetragen werden.
Während der Hymnen rührt sich kein Mensch, alle stehen kerzengerade und diejenigen die zu spät kommen, bleiben brav am Eingangstor stehen und warten bis die Hymne verklungen ist.
Meine Gastmutter lief also schnurstracks auf die Bühne der Secundaria zu, als die ersten uns entdeckten wurde sofort getuschelt und wir waren von jetzt auf gleich eine RIIIESEN Attraktion!
Auf der Bühne wurde jedem brav die Hand gegeben und wir wurden inmitten der Lehrer auf der Bühne auf Stühlen platziert. Als wir dann ganz offiziell vor der Secundaria vorgestellt wurden und alle sich in ihre Klassen verteilten, war ich der festen Überzeugung, wir würden nun auch bei der Primaria vorgestellt werden.....falsch gedacht. Wir setzten uns also mit dem gesamten Kollegium auf den Rasen und hörten angespannten Diskussionen zu. Ich muss schon sagen, dass alles sehr demokratisch und respektvoll vonstatten ging, doch hätte ich mir gerne die Diskussion gespart, ob Cola nun ungesund oder ein Heilmittel ist. Vollkommen hinfällig, da 20 Minuten später vier Flaschen Cola und Fanta herum gegeben wurden. Jeder trank also von diesen Flaschen, doch nicht ohne das obligatorische Verschütten eines kleines Schlucks des Getränks. Das nennt man Pachamama und ist ein Opfer an die Mutter Erde. 3 Stunden später war diese Besprechung also beendet und wir stellten uns mit Namen vor und in welchem Teil der Schule wir arbeiten würden. Dann war alles vorbei und wir hatten keinen Stundenplan oder ähnliches.
So ging ich Dienstag erneut in die Schule, bereit mich einzubringen, um zu erfahren, dass ich Dienstags frei habe. So begann meine Arbeit in der Schule doch erst Mittwoch.
Das bedeutete allerdings nicht, dass ich vollkommen untätig war...nein nein.
Der Direktor der Secundaria fand das viel zu schade und hat mich eingeladen, mir Charango spielen beizubringen. Charango ist ähnlich wie eine Ukulele und ich kann immerhin schon drei Akkorde spielen.
Nach dieser Musikstunde ging ich also die 200m zurück zum Hostel und kam nicht drumherum mitzubekommen, wir alle um mich herum über mich tuschelten. Meine Gastmutter erklärte mir dann, dass ganz Challa B schon wüsste, dass ich die neue Englischlehrerin der Primaria sei. Tja, Neuigkeiten verbreiten sich hier ja wirklich schnell!
Meine erste Stunde in der Schule war...schrecklich! Die Kinder der 3A sind total unruhig, wollen nur spielen und konnten keine Minute stillsitzen oder still sein. Alles was sie im letzten Jahr beigebracht bekommen hatten, hatten sie schon vergessen und ich muss nun komplett von vorne anfangen.
Die anderen Klassen allerdings sind viel motivierter, was meiner Meinung stark mit den Lehrern der letzten Wochen zusammenhängt. Zwei der Lehrerinnen sind super motiviert und rufen mir auf dem Schulhof immer „Hello teacher!“ entgegen! Diese Klassen arbeiten gut mit und auch mit Respekt. In den Klassen, in denen die Kinder üblicherweise geschlagen werden, fällt es mir sehr schwer Respekt von den Schülern einzufordern, da sie wissen, dass die Freiwilligen sie nicht schlagen und somit machen was sie wollen. Ich habe mir allerdings schon eine Lösung überlegt, nun ist nur die Frage ob sie auch funktioniert.

Das allerschlimmste allerdings war der Kindergarten, in den ich eigentlich nicht darf, weil der Lehrer behauptet alle Freiwilligen seien unzuverlässig und faul.
Freitag stehe ich also auf dem Schulhof, bereit in der 2A meinen Unterricht abzuhalten, und erfahre dass ich den gesamten Tag den Kindergarten betreuen soll, weil der Lehrer bereits nach La Paz abgedampft ist. Von 20 Kindern sprechen ungefähr 2 spanisch, darunter meine Gastschwester, die denkt sie könne sich alles erlauben. Nachdem die Kinder das halbe Klassenzimmer auseinander genommen hatten und zum Frühstück liefen, habe ich einer ehemaligen Freiwilligen geschrieben und um Rat gebeten. Dieser lautete, die Kinder nur nicht raus zu lassen, mehr könne ich nicht machen, da die Kinder mich nicht verstehen und bereits im Kindergarten geschlagen werden. Nach 3 Stunden kam dann der Direktor der Primaria und hat versucht mit den Kindern zu singen. Mit ein paar Ausnahmen, funktionierte es auch ganz gut und ich war verdammt froh, als es dann endlich 12:00Uhr war!

Das klingt jetzt alles sehr pessimistisch, aber an sich ist es gar nicht so schlimm. Es ist sogar ganz süß, wie sich große Gruppen von Kindern um mich versammeln, wenn ich fünf Minuten auf dem Schulhof stehe. Oder die Kinder fröhlich jubeln, wenn ich das erste Mal die Klasse betrete.

Ich bin auch sehr froh, dass die Zahnärzte hier sind, da mein Mitfreiwilliger momentan krank im Bett liegt. Er hat gegen jeden Rat das Leitungswasser und sogar das Seewasser getrunken, weshalb ich auch recht wenig Mitleid für ihn aufbringen kann.

Ich war bisher zweimal mit den Ärzten in Yumani.
Letzten Sonntag, einfach um mal raus zukommen. Wir sind zu dritt dort geblieben, haben uns im Internetcafé eingeloggt, Ananassaft getrunken und Pizza gegessen. Die anderen sind noch ein Stück weiter gegangen und haben sich weiter umgesehen.
Die Höhe hat mir auf der einstündigen Wanderung doch teilweise sehr zu schaffen gemacht.
Das zweite Mal, sind wir um 18:30 in Challa aufgebrochen und im Halbdunkel bis Dunkeln nach Yumani, in das dortige HI-Hostel gelaufen. Vorort trafen wir den Organisationsleiter Max Steiner mit seinen Geografie Studenten aus Erlangen. Mit einer von ihnen bin ich nach Santa Cruz geflogen und so habe ich mich zu den Studenten gesetzt, während die Zahnärzte und Max eher unter sich blieben. Adrian, mein Mitfreiwilliger ist an diesem Abend gar nicht erst mitgekommen. Nahc einem guten Essen und netten Gesprächen machten wir uns also um 21:00Uhr wieder auf den Heimweg, obwohl Max uns im Hostel Zimmer reserviert hatte. Doch da wir davon nichts wussten, hatten wir natürlich keine Sachen dabei. Alleine wollte ich allerdings nicht dort bleiben und war doch etwas enttäuscht, da ich mich auf einen lustigen Abend mit den Studenten gefreut hatte.
So machten wir uns also mit Taschenlampen, Mützen, Schals und Handschuhen bewaffnet auf den Rückweg.

Ein Foto aus dem beschlagenen Bus..hoch professionell! 

Unsere kleine Fähre..

Die Fähre vom kleinen Bus. (Der gelbe :) )

Empfangskomitee in Yumani

Mein Zimmer für die zwei Wochen - ich werde eventuell für den Rest des Jahres in ein anderes ziehen!

Challa B

Die Dentistas!
...in Aktion!

Unser schwer verzweifelter Esel Pepé!




Eine plötzliche Versammlung des halben Dorfes!

Natürlich kann man so etwas schönes nie auf einem Foto festhalten, ich habe es trotzdem versucht! In echt war es noch atemberaubender!


Hasta Luego!


1 Kommentar: