Kamisaki bedeutet auf Aymara soviel wie
Hallo!
ACHTUNG ROMAN!!
Nach einer vierstündigen Busfahrt
inklusive Fährübersetzung sind wir in Copacabana angekommen, wo wir
bereits von unserem Gastvater Nelson erwartet wurden. Unser Gepäck
wurde sogleich in einem der Büros der Busagenturen untergebracht und
wir machten uns auf die Suche nach etwas zu Essen bevor das Schiff um
13:00Uhr ablegen sollten. Mit Empenadas ausgerüstet machten wir uns
also mitsamt Gepäck auf den Weg Richtung Boot. Nelson sprach zwar
von drei Blocks, letztendlich waren es dann doch eher zehn und diese
auch noch bergauf. Nach dem uns bereits die Höhe in Sucre und La Paz
Probleme gemacht hatten, waren diese 10 Blocks mit Gepäck eine
regelrechte Tortur, aber Pausen kennt man hier nicht :D
Um Punkt 13:00 Uhr saßen wir also auf
dem Boot, bereit abzulegen...falsch gedacht. Nach 10 Minuten
verschwand unser Gastvater mit der Bitte den Kapitän zu überreden
auf ihn zu warten. Knappe 45 Minuten später kam er dann zurück, mit
seiner Schwester, seinem Schwager und sechs Flaschen Cola auf dem
Rücken. Daraufhin warteten wir weitere 15 Minuten, bis das Boot doch
ablegte. Vor uns lagen 2 Stunden Bootsfahrt, allerdings teilte Nelson
uns sogleich mit, dass wir doch großes Glück hätten, da der
Wellengang zu dieser Jahreszeit normalerweise viel stärker wäre.
Wir legten insgesamt an zwei anderen
Buchten an, in Yumani und Challa A. Nach guten zwei Stunden kamen wir
dann in Challa B an. Challa A und B, da die Ortschaft durch einen
Berg geteilt wird.
Nach einer kurzen Diskussion um die
Zimmeraufteilung, zog ich in ein Zimmer mit einer deutschen
Zahnärztin, die ebenfalls mit HI-Bolivia auf der Insel arbeitet. Mit
ihr sind noch drei Studenten und ein sogenannter Reinhold auf der
Insel. Reinhold hat an sich nichts mit Zahnmedizin am Hut, sondern
ist quasi als Handwerker mit geflogen. Da er sich allerdings auf der
Deathroad das Schlüsselbein gebrochen hatte, wurde er zum
Maskottchen der Reise.
Die Insel ist ein unglaublich
atemberaubender Ort und wunderbar ruhig. Wenn meine Gastmutter mal
nicht in der Küche steht und laut Musik hört, hört man neben
schwer verzweifelten Eseln, fast nur das Wellenrauschen und ab und an
ein vorbeifahrendes Boot.
Der Name „Isla del Sol“ kann einen
ganz schön irreführen, da man automatisch an Sommer und Wärme
denkt. Gut, warm ist es..allerdings nur in der Mittagssonne! Nachts
wird es regelmäßig unter 0°C, was mir doch sehr zu schaffen macht,
da ich immer noch keinen Schlafsack habe. Die Freiwilligen des
letzten Jahres, haben mir ihren hier gelassen und jetzt warte ich
darauf mich warm einzukuscheln.
WLAN gibt es hier nicht, allerdings
reicht die Verbindung für Telefonanrufe und Whatsapp.
Am Montag den 24.8 sollte ich in der
Schule vorgestellt werden. Jeden Montag versammelt sich die Schule
(Primaria und Secundaria getrennt) vor einer kleinen Bühne um die
Nationalhymne zu singen, die Flagge Boliviens und die indigene Flagge
zu hissen und die Hymne der Isla zu singen. Dazu gibt es dann noch
wöchentliche Informationen, traditionelle Tänze und anregende
Vorträge über unter anderem Armut, welche von Schülern vorgetragen
werden.
Während der Hymnen rührt sich kein
Mensch, alle stehen kerzengerade und diejenigen die zu spät kommen,
bleiben brav am Eingangstor stehen und warten bis die Hymne
verklungen ist.
Meine Gastmutter lief also
schnurstracks auf die Bühne der Secundaria zu, als die ersten uns
entdeckten wurde sofort getuschelt und wir waren von jetzt auf gleich
eine RIIIESEN Attraktion!
Auf der Bühne wurde jedem brav die
Hand gegeben und wir wurden inmitten der Lehrer auf der Bühne auf
Stühlen platziert. Als wir dann ganz offiziell vor der Secundaria
vorgestellt wurden und alle sich in ihre Klassen verteilten, war ich
der festen Überzeugung, wir würden nun auch bei der Primaria
vorgestellt werden.....falsch gedacht. Wir setzten uns also mit dem
gesamten Kollegium auf den Rasen und hörten angespannten
Diskussionen zu. Ich muss schon sagen, dass alles sehr demokratisch
und respektvoll vonstatten ging, doch hätte ich mir gerne die
Diskussion gespart, ob Cola nun ungesund oder ein Heilmittel ist.
Vollkommen hinfällig, da 20 Minuten später vier Flaschen Cola und
Fanta herum gegeben wurden. Jeder trank also von diesen Flaschen,
doch nicht ohne das obligatorische Verschütten eines kleines
Schlucks des Getränks. Das nennt man Pachamama und ist ein Opfer an
die Mutter Erde. 3 Stunden später war diese Besprechung also beendet
und wir stellten uns mit Namen vor und in welchem Teil der Schule wir
arbeiten würden. Dann war alles vorbei und wir hatten keinen
Stundenplan oder ähnliches.
So ging ich Dienstag erneut in die
Schule, bereit mich einzubringen, um zu erfahren, dass ich Dienstags
frei habe. So begann meine Arbeit in der Schule doch erst Mittwoch.
Das bedeutete allerdings nicht, dass
ich vollkommen untätig war...nein nein.
Der Direktor der Secundaria fand das
viel zu schade und hat mich eingeladen, mir Charango spielen
beizubringen. Charango ist ähnlich wie eine Ukulele und ich kann
immerhin schon drei Akkorde spielen.
Nach dieser Musikstunde ging ich also
die 200m zurück zum Hostel und kam nicht drumherum mitzubekommen,
wir alle um mich herum über mich tuschelten. Meine Gastmutter
erklärte mir dann, dass ganz Challa B schon wüsste, dass ich die
neue Englischlehrerin der Primaria sei. Tja, Neuigkeiten verbreiten
sich hier ja wirklich schnell!
Meine erste Stunde in der Schule
war...schrecklich! Die Kinder der 3A sind total unruhig, wollen nur
spielen und konnten keine Minute stillsitzen oder still sein. Alles
was sie im letzten Jahr beigebracht bekommen hatten, hatten sie schon
vergessen und ich muss nun komplett von vorne anfangen.
Die anderen Klassen allerdings sind
viel motivierter, was meiner Meinung stark mit den Lehrern der
letzten Wochen zusammenhängt. Zwei der Lehrerinnen sind super
motiviert und rufen mir auf dem Schulhof immer „Hello teacher!“
entgegen! Diese Klassen arbeiten gut mit und auch mit Respekt. In den
Klassen, in denen die Kinder üblicherweise geschlagen werden, fällt
es mir sehr schwer Respekt von den Schülern einzufordern, da sie
wissen, dass die Freiwilligen sie nicht schlagen und somit machen was
sie wollen. Ich habe mir allerdings schon eine Lösung überlegt, nun
ist nur die Frage ob sie auch funktioniert.
Das allerschlimmste allerdings war der
Kindergarten, in den ich eigentlich nicht darf, weil der Lehrer
behauptet alle Freiwilligen seien unzuverlässig und faul.
Freitag stehe ich also auf dem
Schulhof, bereit in der 2A meinen Unterricht abzuhalten, und erfahre
dass ich den gesamten Tag den Kindergarten betreuen soll, weil der
Lehrer bereits nach La Paz abgedampft ist. Von 20 Kindern sprechen
ungefähr 2 spanisch, darunter meine Gastschwester, die denkt sie
könne sich alles erlauben. Nachdem die Kinder das halbe
Klassenzimmer auseinander genommen hatten und zum Frühstück liefen,
habe ich einer ehemaligen Freiwilligen geschrieben und um Rat
gebeten. Dieser lautete, die Kinder nur nicht raus zu lassen, mehr
könne ich nicht machen, da die Kinder mich nicht verstehen und
bereits im Kindergarten geschlagen werden. Nach 3 Stunden kam dann
der Direktor der Primaria und hat versucht mit den Kindern zu singen.
Mit ein paar Ausnahmen, funktionierte es auch ganz gut und ich war
verdammt froh, als es dann endlich 12:00Uhr war!
Das klingt jetzt alles sehr
pessimistisch, aber an sich ist es gar nicht so schlimm. Es ist sogar
ganz süß, wie sich große Gruppen von Kindern um mich versammeln,
wenn ich fünf Minuten auf dem Schulhof stehe. Oder die Kinder
fröhlich jubeln, wenn ich das erste Mal die Klasse betrete.
Ich bin auch sehr froh, dass die
Zahnärzte hier sind, da mein Mitfreiwilliger momentan krank im Bett
liegt. Er hat gegen jeden Rat das Leitungswasser und sogar das
Seewasser getrunken, weshalb ich auch recht wenig Mitleid für ihn
aufbringen kann.
Ich war bisher zweimal mit den Ärzten
in Yumani.
Letzten Sonntag, einfach um mal raus
zukommen. Wir sind zu dritt dort geblieben, haben uns im Internetcafé
eingeloggt, Ananassaft getrunken und Pizza gegessen. Die anderen sind
noch ein Stück weiter gegangen und haben sich weiter umgesehen.
Die Höhe hat mir auf der einstündigen
Wanderung doch teilweise sehr zu schaffen gemacht.
Das zweite Mal, sind wir um 18:30 in
Challa aufgebrochen und im Halbdunkel bis Dunkeln nach Yumani, in das
dortige HI-Hostel gelaufen. Vorort trafen wir den Organisationsleiter
Max Steiner mit seinen Geografie Studenten aus Erlangen. Mit einer
von ihnen bin ich nach Santa Cruz geflogen und so habe ich mich zu
den Studenten gesetzt, während die Zahnärzte und Max eher unter
sich blieben. Adrian, mein Mitfreiwilliger ist an diesem Abend gar
nicht erst mitgekommen. Nahc einem guten Essen und netten Gesprächen
machten wir uns also um 21:00Uhr wieder auf den Heimweg, obwohl Max
uns im Hostel Zimmer reserviert hatte. Doch da wir davon nichts
wussten, hatten wir natürlich keine Sachen dabei. Alleine wollte ich
allerdings nicht dort bleiben und war doch etwas enttäuscht, da ich
mich auf einen lustigen Abend mit den Studenten gefreut hatte.
So machten wir uns also mit
Taschenlampen, Mützen, Schals und Handschuhen bewaffnet auf den
Rückweg.
Ein Foto aus dem beschlagenen Bus..hoch professionell!
Unsere kleine Fähre..
Die Fähre vom kleinen Bus. (Der gelbe :) )
Empfangskomitee in Yumani
Mein Zimmer für die zwei Wochen - ich werde eventuell für den Rest des Jahres in ein anderes ziehen!
Challa B
Die Dentistas!
...in Aktion!
Unser schwer verzweifelter Esel Pepé!
Eine plötzliche Versammlung des halben Dorfes!
Natürlich kann man so etwas schönes nie auf einem Foto festhalten, ich habe es trotzdem versucht! In echt war es noch atemberaubender!
Hasta Luego!
schwer verzweifelte Esel!!!
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