Heute bin ich mal wieder nach
Copacabana gefahren um ein Paar Einkäufe zu tätigen, da es auf der
Insel nur Tiendas mit dem Nötigsten gibt.
So habe ich mich also schweren Herzens
um sechs Uhr morgens aus dem Bett gequält, um pünktlich um sieben
Uhr am Boot zu stehen und einen Platz an der frischen Luft zu
ergattern. Samstags sind die Boote nämlich dermaßen überfüllt,
dass mir das Atmen im Innenraum sehr schwer fällt!
Glück gehabt, ich nahm also am Ausgang
Platz und schon fuhren wir los.
Was mir zuvor allerdings nicht
aufgefallen war, waren die doch recht hohen Wellen.
Wie ein Blatt im Wind wurden wir von
den Wellen hin und her geschoben, die Menschen im vorderen Bereich
des Bootes wurden regelmäßig nass, da die Wellen immer wieder gegen
die undichten Scheiben schlugen.
Heilfroh in Copacabana angekommen zu
sein ging ich zum Markt und machte einige Besorgungen. Darunter der
Deal des Tages! :D Snickers für 6 Bolis (ca. 80 ct), statt für 10
Bolis (ca. 1,30 Euro)!
In Ermangelung weiterer Beschäftigungen
ging ich etwa eine Stunde zu früh zurück zum Schiff und hatte
dadurch das Vergnügen einem sehr amüsanten Vorgehen zuzuschauen.
Niemand konnte mir erklären was genau es war, doch ich werde das
gesehene mal beschreiben.
Etwa 15 junge Männer standen am Steg,
machten Hampelmänner, legten sich darauf hin auf den Boden und
wurden mit Wasser aus dem See überschüttet. Das wiederholten diese
stetig, während sie nacheinander zu einem Mann im Piratenkostüm
liefen und sich einen angebundenen Esel-Schwanz mit einer Axt
abschlagen ließen. Als alle fertig waren, wurden sie nacheinander
ins Wasser geschmissen, während ein anderer Mann über Lautsprecher
rief:“Jetzt ist alles vorbei!“.
Ich spekuliere mal, dass es sich um
eine Tradition der bolivianischen Marine handelte, da auch einige
Uniformierte anwesend waren.
Daraufhin bot sich mir ein weiteres
Spektakel. Ein roter Laster fuhr vor und auf die vier bereit
stehenden Boote wurden nun Unmengen weiße und orangene Säcke
geladen. Auf Nachfragen wurde mir erklärt, dass es sich dabei um
jeweils 50 kg Reis und Mehl handelte, da diese gerade so günstig
waren wie nie. Als alle Säcke verladen waren, fuhren alle Boote
gemeinsam los und ich war heilfroh, dass sich der See etwas beruhigt
hatte.
Diese Freude hielt allerdings nicht an,
denn je weiter wir auf den See hinaus fuhren, desto stärker wurden
die Wellen wieder. Ich saß diesmal auf dem Dach des Bootes, zusammen
mit anderen Passagieren und etwa 10 Säcken Reis und Mehl.
Nachdem wir die Säcke von der
Vorderseite des Schiffes nach hinten geladen hatten, war der Spaß
für mich vorbei.
Die Wellen wurden immer stärker und
kamen nun nicht mehr von vorne, sondern von der Seite, weshalb ich
große Sorge hatte, das Boot könne umkippen!
Mit dieser Sorge war ich fast die
Einzige auf dem Dach. Ich hörte zwar wie die Frauen im inneren des
Schiffs hysterisch etwas auf Aymara rufen und die Kinder neben mir
anfingen zu weinen, die Anderen auf dem Boot hatten allerdings großen
Spaß.
Einige Male konnte ich sogar das Wasser
mit der Hand berühren, da wir in eine sehr starke Schräglage
geraten waren. Als wir dann in unsere Bucht einfuhren, beruhigte sich
das Wasser wieder und ich mich auch.
Nach dem Ausladen der Säcke, bei dem
ich als Frau absolut nicht helfen durfte, ging ich zurück ins Hostel
und unterhielt mich mit meinem Gastvater.
Er erzählte mir, dass er sich das mit
der Überfahrt schon so gedacht hätte und deshalb sicherheitshalber
Zuhause geblieben sei. Toll, danke für die Info!
Weiterhin erzählte er mir, dass dieses
Wetter einige Tage anhalten würde und auf dem See zu dieser Zeit
jährlich etwa 30 Menschen ums Leben kämen! Sehr beruhigend!
Ich war also heilfroh, dass nichts
schlimmeres passiert ist.
Und das Ironischste an der ganzen Sache
ist, dass ich am Abend vorher noch Titanic geguckt habe!
Hasta Luego und passt auf euch auf!
PS: In Copacabana lief in allen
Filmgeschäften der animierte „Sieben Zwerge“- Film von Otto
Waalkes. Auf spanisch versteht sich, sehr lustig anzusehen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen