Samstag, 17. Oktober 2015

Von vollkommen Verrückten, Reis und Mehl

Heute bin ich mal wieder nach Copacabana gefahren um ein Paar Einkäufe zu tätigen, da es auf der Insel nur Tiendas mit dem Nötigsten gibt.
So habe ich mich also schweren Herzens um sechs Uhr morgens aus dem Bett gequält, um pünktlich um sieben Uhr am Boot zu stehen und einen Platz an der frischen Luft zu ergattern. Samstags sind die Boote nämlich dermaßen überfüllt, dass mir das Atmen im Innenraum sehr schwer fällt!
Glück gehabt, ich nahm also am Ausgang Platz und schon fuhren wir los.
Was mir zuvor allerdings nicht aufgefallen war, waren die doch recht hohen Wellen.
Wie ein Blatt im Wind wurden wir von den Wellen hin und her geschoben, die Menschen im vorderen Bereich des Bootes wurden regelmäßig nass, da die Wellen immer wieder gegen die undichten Scheiben schlugen.
Heilfroh in Copacabana angekommen zu sein ging ich zum Markt und machte einige Besorgungen. Darunter der Deal des Tages! :D Snickers für 6 Bolis (ca. 80 ct), statt für 10 Bolis (ca. 1,30 Euro)!
In Ermangelung weiterer Beschäftigungen ging ich etwa eine Stunde zu früh zurück zum Schiff und hatte dadurch das Vergnügen einem sehr amüsanten Vorgehen zuzuschauen. Niemand konnte mir erklären was genau es war, doch ich werde das gesehene mal beschreiben.
Etwa 15 junge Männer standen am Steg, machten Hampelmänner, legten sich darauf hin auf den Boden und wurden mit Wasser aus dem See überschüttet. Das wiederholten diese stetig, während sie nacheinander zu einem Mann im Piratenkostüm liefen und sich einen angebundenen Esel-Schwanz mit einer Axt abschlagen ließen. Als alle fertig waren, wurden sie nacheinander ins Wasser geschmissen, während ein anderer Mann über Lautsprecher rief:“Jetzt ist alles vorbei!“.
Ich spekuliere mal, dass es sich um eine Tradition der bolivianischen Marine handelte, da auch einige Uniformierte anwesend waren.
Daraufhin bot sich mir ein weiteres Spektakel. Ein roter Laster fuhr vor und auf die vier bereit stehenden Boote wurden nun Unmengen weiße und orangene Säcke geladen. Auf Nachfragen wurde mir erklärt, dass es sich dabei um jeweils 50 kg Reis und Mehl handelte, da diese gerade so günstig waren wie nie. Als alle Säcke verladen waren, fuhren alle Boote gemeinsam los und ich war heilfroh, dass sich der See etwas beruhigt hatte.
Diese Freude hielt allerdings nicht an, denn je weiter wir auf den See hinaus fuhren, desto stärker wurden die Wellen wieder. Ich saß diesmal auf dem Dach des Bootes, zusammen mit anderen Passagieren und etwa 10 Säcken Reis und Mehl.
Nachdem wir die Säcke von der Vorderseite des Schiffes nach hinten geladen hatten, war der Spaß für mich vorbei.
Die Wellen wurden immer stärker und kamen nun nicht mehr von vorne, sondern von der Seite, weshalb ich große Sorge hatte, das Boot könne umkippen!
Mit dieser Sorge war ich fast die Einzige auf dem Dach. Ich hörte zwar wie die Frauen im inneren des Schiffs hysterisch etwas auf Aymara rufen und die Kinder neben mir anfingen zu weinen, die Anderen auf dem Boot hatten allerdings großen Spaß.
Einige Male konnte ich sogar das Wasser mit der Hand berühren, da wir in eine sehr starke Schräglage geraten waren. Als wir dann in unsere Bucht einfuhren, beruhigte sich das Wasser wieder und ich mich auch.
Nach dem Ausladen der Säcke, bei dem ich als Frau absolut nicht helfen durfte, ging ich zurück ins Hostel und unterhielt mich mit meinem Gastvater.
Er erzählte mir, dass er sich das mit der Überfahrt schon so gedacht hätte und deshalb sicherheitshalber Zuhause geblieben sei. Toll, danke für die Info!
Weiterhin erzählte er mir, dass dieses Wetter einige Tage anhalten würde und auf dem See zu dieser Zeit jährlich etwa 30 Menschen ums Leben kämen! Sehr beruhigend!
Ich war also heilfroh, dass nichts schlimmeres passiert ist.
Und das Ironischste an der ganzen Sache ist, dass ich am Abend vorher noch Titanic geguckt habe!

Hasta Luego und passt auf euch auf!


PS: In Copacabana lief in allen Filmgeschäften der animierte „Sieben Zwerge“- Film von Otto Waalkes. Auf spanisch versteht sich, sehr lustig anzusehen!  



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